Mehr als 400 Operationen im ersten Jahr
OP-Roboter Da Vinci erfreut sich an wachsender Beliebtheit im St. Ansgar Krankenhaus der KHWE
01.12.2023
Höxter. Er steht für Präzision, Feingefühl und die Weiterentwicklung des menschlichen Auges. Im St. Ansgar Krankenhaus der KHWE kommt seit einem Jahr der OP-Roboter Da Vinci zum Einsatz und hat bereits mehr als 400 Eingriffe absolviert. Immer mehr Patienten entscheiden sich in Höxter für die roboter-assistierte Chirurgie.
Allein in der Gynäkologie sind im ersten Jahr bereits 200 Eingriffe mit Unterstützung des Da Vinci absolviert worden. Dazu zählen Gebärmutterentfernungen, Senkungszustände, schwere Endometriose, Krebschirurgie und Eingriffe bei Kinderwunschpatienten. Der Chefarzt der Frauenklinik, Dr. Stefan Bettin: „Wir bemerken eine hohe Akzeptanz seitens der Patienten, dass wir auf diese Technik zurückgreifen. Sie Vertrauen dem Roboter genauso wie wir, der zwar assistiert, aber immer noch vom Operateur gesteuert wird.“
Die operierenden Ärzte der Allgemeinen Chirurgie, Gynäkologie und Urologie sind von den Vorteilen der hochmodernen Technik fest überzeugt
Der Roboter sorgt nicht nur für gewebeschonendere und blutungsärmere Eingriffe, sondern hebt die OP-Technik im Klinikum auch auf eine komplett neue Ebene. „In der Urologie kommt der Roboter nahezu ausschließlich bei größeren Operationen zum Einsatz. Meist handelt es sich dabei um Krebsbehandlungen, bei denen millimeter-genaue Schnitte besonders wichtig sind“, erklärt Dr. Michael Härtlein, Leitender Oberarzt in der Klinik für Urologie.
Die präzise Technik gleicht unruhige Handbewegungen aus, sodass Nerven und Gefäße noch besser geschützt werden
Keine großen Narben, weniger Blutverlust und eine schnellere Erholung bei weniger Schmerzen sind das Resultat. Aufgrund der guten Ergebnisse werden Entfernungen der Prostata und Tumoren der Nieren ebenso wie andere Operationen an der Niere in der Urologie fast nur noch mit dem Da Vinci absolviert. Auch bei Eingriffen am Harnleiter greift der Chirurg auf die Unterstützung des Roboters zurück. „Gerade bei längeren OPs bleibt unsere Körperhaltung entspannt und Ermüdungserscheinungen kann vorgebeugt werden. Auch die im Vergleich zur konventionellen Laparoskopie exzellente Sicht, macht das operieren leichter und noch sicherer“, sagt Dr. Härtlein.
Der OP-Roboter besitzt vier Arme, an denen sich eine 3D-Kamera sowie die speziellen Instrumente befinden. Mit ihnen werden die Bewegungen des Arztes in präzise Aktionen umgesetzt. Dieser steht aber nicht mehr selbst am OP-Tisch, sondern sitzt etwas entfernt an einer Konsole. Auf Kopfhöhe blickt der Chirurg in ein Sichtfenster, das den Operationsbereich in bis zu 12-facher Vergrößerung anzeigt. Die hochauflösende Kamera lässt Blutgefäße und Strukturen erkennen, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Navigiert wird das System mit zwei Steuerelementen für die Hände und drei Fußpedalen.
Auch viele Eingriffe in der Allgemein-, Viszeral- oder minimalinvasiven Chirurgie können roboter-assistiert erfolgen, wie beispielsweise die Behandlung eines Leistenbruchs, Mageneingriffe oder auch die Entfernung des Enddarms bei einer bösartigen Tumorerkrankung. "Das roboterassistierte Operieren ist eine exzellente Weiterentwicklung der minimalinvasiven Chirurgie, also der sogenannten Schlüsselloch-OP", sagt Prof. Dr. Joachim Mellert, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und minimalinvasiven Chirurgie.
Um die Technik sicher am Menschen anwenden zu können, haben sich die qualifizierten Fachärzte von Experten speziell ausbilden lassen
Sie lernten, wie viel Kraft aufgewendet werden muss, um die Instrumente präzise zu steuern und wie der Roboter auf feinste Bewegungen der Finger reagiert. Der Da Vinci hört sofort auf zu arbeiten, wenn der Arzt seinen Kopf von der Konsole wegbewegt, somit sind unkontrollierte Bewegungen der Instrumente ausgeschlossen. So kann im Notfall auch ohne Technik jederzeit eingegriffen werden. Erst wenn sich der Chirurg wieder an seinem Platz befindet, wird die Operation fortgesetzt. „Auch im Team kommt die Technik gut an, denn so kann jeder über einen Bildschirm mitverfolgen, was der Operateur gerade sieht“, ergänzt Dr. Bettin.